Ein Tag voller Energie, Entschlossenheit – und politischer Begegnung
11:00 Uhr – Treffpunkt Bahnhof Osnabrück:
Die anfängliche Enttäuschung über die geringe Teilnehmerzahl wich schnell einer positiven, solidarischen Stimmung in unserem Gemeinschaftsbus.
13:30 Uhr – Ankunft am Neuen Haus:
Als erste Gruppen trafen wir an unserem Sammelpunkt ein – oder besser gesagt: fast die ersten. Die Polizei war bereits mit mehreren Fahrzeugen und Motorrädern präsent. Nach und nach trafen die weiteren Initiativen aus Hildesheim, Hannover und Lüneburg ein. Zudem schlossen sich uns spontan Unterstützer:innen aus Georgsmarienhütte und Bad Iburg an. Unsere Osnabrücker Initiative war damit würdig vertreten.
Gemeinsamer Marsch zur Klosterkammer:
Begleitet von einer starken Polizeipräsenz zogen wir zur Klosterkammer. Dort wurde uns im Vorfeld zugesagt, dass sich die Präsidentin der Klosterkammer Hannover Dr. Thela Wernstedt den Demonstrierenden stellen würde. Sie erschien tatsächlich – begleitet von Frau Bock und zwei weiteren Mitarbeitenden – gegenüber einer deutlich sichtbaren und lautstarken Menschenmenge.
Redebeiträge der Initiativen:
Alle vier Initiativen hielten eindrucksvolle, kurze Redebeiträge. Die Stimmung war engagiert und solidarisch. Die Präsidentin der Klosterkammer reagierte aus unserer Sicht enttäuschend schwach. Zwar betonte sie, dass Protest ein staatsbürgerliches Recht sei, bedankte sich aber ausdrücklich nicht für unser Kommen. Stattdessen lud sie uns auf ein Gespräch bei Kaffee ein – was wir annahmen, ebenso wie die Gelegenheit, eine Toilette zu nutzen.
Klare Worte – schwache Antwort
Wer glaubt, wir hätten zentrale Aussagen aus ihrer Rede weggelassen, irrt: Das war alles, als gab es schlicht nichts Relevantes zu sagen. Kein echtes Gesprächsangebot, kein inhaltlicher Bezug zu unseren Anliegen. Die Klosterkammer präsentierte sich wie eh und je – abgeschottet, empathielos, unberührt von der Realität vieler Betroffener.
Weiter zum Landtag Niedersachsen:
Enttäuscht, aber nicht entmutigt, marschierten wir weiter zum niedersächsischen Landtag. Dort warteten wir geduldig aber lautstark auf unsere politischen Ansprechpartner: Frank Henning (baupolitischer Sprecher der SPD), Philipp Meyn (SPD) sowie Frau Kämmerling (CDU) standen dann zu unserer Freude Rede und Antwort.
Ernst genommen – aber nicht eingebunden:
Erfreulicherweise zeigten die Politiker:innen echtes Interesse. Es wurden die bereits laufenden parlamentarischen Aktivitäten beschrieben – ein Hoffnungsschimmer, auch wenn unsere Expertise bisher leider unberücksichtigt blieb.
Ein Lichtblick:
Ein besonders wichtiges Zeichen setzte der niedersächsische Kultusminister Falko Mohrs – Vertreter des Kontrollgremiums der Stiftung Klosterkammer. Er nahm sich Zeit für ein offenes Gespräch im Anschluss an die Demonstration. Wir haben diese Gelegenheit intensiv genutzt, unsere Betroffenheit deutlich gemacht – und hoffen, dass unser Anliegen Eindruck hinterlassen hat.
Presse und Öffentlichkeit:
Bereits im Vorfeld hatten wir Interviews mit dem NDR (Hörfunk und TV) sowie mit Printmedien wie der NOZ und der Hannoverschen Allgemeinen geführt. Die darauf erfolgte Berichterstattung war zwar knapp, aber sie hat unser komplexes Thema erstmals sichtbar gemacht. Das ist ein guter Anfang!
Unser Fazit:
Erschöpft, aber auch ein wenig stolz, traten wir die Heimreise an. Unsere erste große Demonstration war ein wichtiger Schritt – der öffentliche Diskurs hat begonnen. Wir haben unser Versprechen erneuert: Wir geben nicht auf. Der Leidensdruck ist groß, unser Anliegen gerecht – und unsere Bewegung wächst.
Ausblick:
Unser Ziel: mehr Aufmerksamkeit, mehr Mitstreiter:innen, mehr Druck auf die Verantwortlichen – für faire und soziale Lösungen.
Bericht: Martin Busch
NDR 1 Radio-Interview mit Martin Busch 26.06.25
🔊 Rede 1 – vor dem Gebäude ,der Klosterkammer
Guten Tag,
mein Name ist Martin Busch.
Ich spreche heute für die Osnabrücker Initiative für Erbbaurechtnehmende –
und für über 2.100 Familien, die bei uns betroffen sind.
Ich habe noch nicht oft vor so vielen Menschen gesprochen.
Aber ich weiß mich unter Freunden –
und hoffe auf kräftige Unterstützung,
vor allem, wenn es ein bisschen holpert.
Wir sind nicht hier, weil wir stören wollen.
Wir sind hier, weil wir gehört werden müssen.
Was sich derzeit im Erbbaurecht abspielt,
mag rechtlich erlaubt sein –
ist aber unethisch, unfair und zutiefst ungerecht.
Wir haben investiert:
in unsere Häuser, in unser Lebenswerk.
Wir haben Straßen, Kitas und Nachbarschaften mit aufgebaut.
Wir haben gepflegt, instandgehalten, gestaltet
– wir haben gelebt, in unseren Häusern, wir wollen nicht vertrieben werden!
Und jetzt?
Jetzt sollen wir zur Kasse gebeten werden,
als hätten wir nie etwas beigetragen.
Die Erbbaurechtsgeber hingegen?
Sie haben nicht investiert,
keine Produktionskosten getragen,
keinerlei Risiko gehabt.
Und doch machen sie Kasse –
mit allen Hebeln in der Hand.
Das ist keine Partnerschaft.
Das ist Ausbeutung –
auf dem Rücken derjenigen,
die bezahlbaren Wohnraum geschaffen erhalten haben.
Auf der einen Seite: große, monopolartige Eigentümer.
Auf der anderen Seite: wir –
Menschen, die ihre Häuser nicht unter den Arm nehmen können,
die nicht einfach noch einmal neu anfangen können.
Im Gegenteil:
Unser Eigentum verliert massiv an Wert –
bei Verkauf oder dem drohenden „Heimfall“.
Wir sagen:
Das lassen wir uns nicht länger gefallen!
Heute klopfen wir noch leise an.
Aber wenn sich nichts ändert,
werden wir lauter, noch klarer, unbequemer.
Für unsere Familien.
Für unsere Nachbarn.
Für unsere gemeinsame Zukunft.
🏛️ Rede 2 – vor dem Landtag Niedersachsen
Hallo zusammen,
mein Name ist Martin Busch,
ich spreche heute für viele von uns,
die nicht länger schweigen können.
Der niedersächsische Landtag
diskutiert diese Woche über das Erbbaurecht.
Aber: Leider ohne uns!
Ohne die, die es direkt betrifft.
Ohne unsere Stimmen, unsere Erfahrungen – unsere Expertise.
Das ist nicht Demokratie.
Das ist ein Plan über unsere Köpfe hinweg.
Unsere Erbbaurechtsgeber haben große Budgets,
um ihre Interessen durch Lobbyarbeit zu vertreten.
Wir haben nur unsere Stimme –
aber wir werden sie erheben!
Viele von uns zahlen seit Jahrzehnten –
60, 80, 99 Jahre.
Und stehen nun am Ende mit der Angst, alles zu verlieren
Ohne Schutzrechte.
Ohne Mitsprache.
Ohne Sicherheit.
Wir fordern:
Ein faires, soziales, zukunftsfähiges Erbbaurecht.
Eine Anpassungsklausel, die nicht ruiniert.
Und eine Politik,
die nicht nur bezahlbaren Wohnraum verspricht,
sondern auch die Menschen schützt,
die ihn mit viel Einsatz und Entbehrung geschaffen haben.
Wir lassen uns nicht vertrösten.
Wir sind viele – und wir werden mehr!
Wenn ihr uns nicht zuhört –
werden wir laut, und lauter, und dann können wir sicher auch unbequem werden
biss ihr uns hören müsst.
Für unsere Träume.
Für unser Zuhause.
Für unsere Rechte.